Carl Christian Hübner

(1799–1880)

Carl Christian Hübner (1799-1880) Die Frühindustrialisierung zeigte Anfang des 19. Jahrhunderts in Sachsen und damit auch in Chemnitz ihre Auswirkungen auf die sozialen Lebensbedingungen der Menschen. Der Sozialstaat war als Idee noch nicht erkennbar. Gesetze und Regelwerke, die die sozialen Nachteile der Frühindustrialisierung für Teile der Stadtgesellschaft hätten mindern können, waren schwach und beinhalteten keine verbindliche Umsetzung. Im aufgeklärten Bürgertum entwickelte sich in dieser Epoche ein unternehmerisches Mäzenatentum. In diese Zeit hinein wurde an 5. Mai 1799 Carl Christian Hübner als siebentes Kind des Johann Friedrich Hübner und Johanna Dorothea Schlossbauer geboren und wuchs in Chemnitz in der Langgasse 21, der späteren Langestraße, auf. Seine Eltern betrieben in Familie seit Ende des 18. Jahrhunderts eine der großen Kattundruckereien in Chemnitz in der Aue, wobei Stoffe mit farbigen Mustern bedruckt wurden. In den "Druckprozess" waren anfänglich auch Kinder als sogenannte "Streichjungen" eingebunden. Karl Hübner beobachtete soziale Missstände in der damaligen Gesellschaft sehr genau und entschied etwa in der Mitte seines Lebens, nicht untätig zu bleiben, sondern eine Sozialeinrichtung für arme Kinder schaffen. Seine eigene Kindheit erlebte Hübner wohlbehütet in der Familie. Um 1814 absolvierte er ein Studium in Freiberg. Später finden sich Hinweise auf eine Reisetätigkeit für die Geschäfte des elterlichen Hauses. Aber das Unternehmen übernahm er offenbar nicht. Er blieb unverheiratet und lebte zurückgezogen. Einkommen und Vermögen bezog er aus der Fa. Gebr. Hübner und Söhne. In den krisenhaften Jahren in der Mitte des Jahrhunderts fasste er den Entschluss, ein Erziehungshaus zu gründen. Am 26. August 1855, anlässlich eines Aufenthaltes des sächsischen Königs Johann in Chemnitz, ¸bergab C. C. Hübner dem Bürgermeister die überraschend große Summe von 30.000 Talern. Er erklärte in einer Urkunde, dass er in seinem Testament für die Gründung eines Erziehungshauses nach Art des "Rauhen Hauses" in Hamburg Sorge getragen habe. Durch eine angemessene Erziehung armer und verwahrloster Kinder solle "manchem Übel der Gegenwart nach und nach doch wohl einigermaßen abgeholfen und für die Zukunft vorgebeugt werden." Stadtverwaltung und Freimaurerloge legten noch weitere 1.300 Taler drauf. Aus Hübners Erbe flossen später weitere 454.000 Mark zu (etwa 150.000 Taler; alles zusammen entspricht etwa 3,8 Mio. Euro von 2017). Hübner verstarb am 11. Januar 1880 als Privatlehrer und Träger des Albrechtsordens in Chemnitz. Den Namen der Stiftung hatte er sich von König Johann ausdrücklich genehmigen lassen. Langfristig gesehen wurde seine Initiative zu einer Erfolgsgeschichte mit greifbaren Hinterlassenschaften. Die Einrichtung überdauerte die Zeiten. 1950 erfolgte die Verstaatlichung. 2002 wurde die Stiftung im Sinne von C. C. Hübner als Jugendstiftung "Johanneum" wieder begründet. Sie ist nun die erste rechtlich selbständige kommunale Stiftung der Stadt Chemnitz