Friedrich Schreiber-Weigand

(1879–1953)

Der Vater ließ den Sohn kaisertreu auf die Namen Friedrich Wilhelm taufen. Aber er war nicht von gestern. Eigentlich Maler, setzte er die junge Fotografie in Chemnitz durch. In diesem Spannungsfeld zwischen Gestern und Morgen wuchs der kleine Friedrich auf – es sollte ihn zeitlebens beherrschen. Chemnitz war auf dem Weg zur Stadt der Moderne.

Während auf dem Kaßberg noch kaiserliche Prachtbauten entstanden, ließ Esche den Jugendstil-Architekten van de Velde ran. Während die Stahlbarone im Westen etablierte Kunst der englischen Romantik sammelten, setzte Schreiber- Weigand auf die jungen Expressionisten der „Brücke“. Schmidt-Rottluff, Heckel, Kirchner, Pechstein prägten denn auch mit Kokoschka, Lembruck und Nolde das moderne innere „Gesicht“ des König-Albert-Museums, dessen Direktor Schreiber-Weigand 1920 wurde. Strenger kaiserlicher Lehrer war er zunächst gewesen, aber (zeitgenössische) Kunst hatte ihn immer mehr interessiert. Seit 1911 kuratierte er für 22 Jahre die Ausstellungen der Kunsthütte.

Als die neue Idee von Rotary nach Deutschland kam, wurde in Chemnitz der Bedeutung der Stadt entsprechend einer der ersten Clubs gegründet – mit Schreiber-Weigand. Das war 1929, in dem Jahr, in dem sich der Museumsdirektor traute, eine erste große Munch-Werkschau zu zeigen. Alles Ideen und „Kunst, die nicht aus der Seele“ kam (Titel der „Schandausstellung“ der Nazis 1937) – der Vater der Chemnitzer Kunstsammlungen wurde als einer der ersten deutschen Museumsdirektoren gleich 1933 entlassen, die von ihm ausgewählte Kunst als „entartet“ entfernt. Nach dem Krieg wieder eingesetzt, hatte er es auch in der DDR nicht leicht, die einstmals Verfemten wieder zu Ruhm kommen zu lassen. Erst 2000 zeigten dann die Kunstsammlungen in einem Remake der Munch-Ausstellung von 1929, wie modern der Mann dachte, der auf den Kaisernamen Friedrich Wilhelm getauft worden war. Foto: Kunstsammlungen

Foto: Kunstsammlungen Chemnitz