Richard Tauber

(1861–1942)

Als Schauspieler blieb ihm die Ochsentour über Wels, Graz, Berlin, Prag und Wiesbaden nicht erspart. Als Intendant bemühten sich die Großen der Musik höchstselbst zu ihm. (Anton) Richard Tauber, in Wien geborener Sohn eines jüdischen Weinhändlers aus Ungarn, hat das Chemnitzer Theater, das er drei Jahre nach der Eröffnung (1909) übernommen hatte, berühmt gemacht. Als erster in Sachsen führte er den „Parsifal“ auf (1914): Geburtsstunde des „sächsischen Bayreuth“. Die Chemnitzer sahen auch sofort die „Dreigroschenoper“ und die Erstaufführung von Kreneks Jazz-Oper „Jonny spielt auf“.

Berühmte Dirigenten gaben sich den Taktstock in die Hand: Bruno Walter, Erich Kleiber, Otto Klemperer. Tauber sei „einer der hervorragendsten Theaterleiter Deutschlands“, urteilte Franz Lehár. Und das war nicht Brei geschmiert um den Mund des Vaters, dessen Sohn die Operetten Lehárs unsterblich gemacht hat. Auch Richard Strauss kam gern zu Tauber nach Chemnitz. Die Industriestadt war ein glänzendes Pflaster für Kultur geworden. Während Esche Edvard Munch Quartier gab, wohnten Taubers Freunde Strauss und Lehár in Chemnitz direkt gegenüber in der Villa des Teppichfabrikanten Oscar Freiherr von Kohorn zu Kornegg. Da ging’s stilvoll zu, ganz im Gegensatz zu jenem Zimmer im „Schwarzen Bär“ in Linz, in dem 1891 die Soubrette Elisabeth Delemy den kleinen Richard zur Welt gebracht hatte. Unehelich. Erst 1913 adoptierte der Vater seinen Sohn, der sich fortan nicht mehr Delemy, sondern Tauber nannte und ein Weltstar wurde. Die ersten Schritte dazu hatte er im selben Jahr als Tamino in der „Zauberflöte“ auf den Chemnitzer Brettern gemacht. Erfolg des Vaters, Ruhm des Sohnes? Ende der 20er Jahre wurden „völkische“ Stimmen gegen den jüdischen Intendanten bedrohlich laut. Tauber resignierte. Die dankbaren Bürger um Oberbürgermeister Arlart ließen zum Abschied für den Meistersingerchef prachtvolle „Meistersinger“ aufführen. Sie klangen Tauber weh tuend nach. Ins Exil.