Johann Traugott Sterzel

(1841–1914)

Der Wald steht im Haus. Die Stämme sind nicht mehr aus Holz. Waren sie aber einmal. Vor 291 Millionen Jahren. Da gab es noch keine Menschen auf der Erde. Auch noch keinen Zeisigwald in Chemnitz. Wohl aber einen Vulkan, der dort spukte. Die Druckwelle riss riesige Bäume aus ihren Wurzeln, die fast 100 Grad heiße „Asche“ schloss die Stämme ein und konservierte sie. Aber sie wandelten sich im Lauf der Jahrmillionen zu Stein. Sie waren keine Baumstämme im heutigen Sinn. Ihre Krone bestand aus riesigen Farnen. Oder sie waren Schachtelhalme. Darunter lebten einst Saurier, kleine, höchstens zwei Meter groß. Dinos entwickelten sich erst später. - Heute steht der „versteinerte Wald“ im Tietz, dem Chemnitzer Kulturkaufhaus.

Dass wir eines der ältesten Naturdenkmale der Erde bewundern können, verdanken wir dem ersten Direktor des 1909 eröffneten Naturkundemuseums, Johann Traugott Sterzel. Warum der sich schon früh für „harte“ Fakten und Naturwissenschaften interessierte? Vielleicht weil die Eltern mit 800 weiteren bibeltreuen Christen leichtgläubig dem Verführer im Pastorenrock, einem gewissen Martin Stephan aus Dresden, auf den Leim gegangen waren, der ihnen den Weg in einen (amerikanischen) Gottesstaat versprochen hatte? Er hat seine Schäfchen betrogen nach Strich und Faden und sich mit ihrem Geld einen jungen Harem gehalten… Frustriert kehrten die Eltern aus dem Missouri-Kaff Dresden nach drei Jahren mit dem eben geborenen Johann zurück, den sie mit zweitem Vornamen „Traugott“ nannten… Sie trauten nur noch Gott und dem Glauben, der junge Johann lernte Lehrer (In Waldenburg, eine Klasse unter Karl May) vor allem in naturwissenschaftlichen Fächern, wo Wissen zählt, nicht Glaube. Promovierte, wurde Professor, Chef der naturwissenschaftlichen Gesellschaft. Die wiederum war hoch angesehen bei den Chemnitzer Industriellen. Richard Hartmann etwa hoffte, sie könnte in der Nähe ein Kohlerevier auftun… Das klappte nicht. Aber bei seinen geologischen Forschungen stieß Sterzel auf die verkieselten Stämme, von denen man schon Mitte des 18. Jahrhunderts die ersten gefunden hatte.

Nicht Kohle machte ihn reich, aber als Vater des „Versteinerten Waldes“ und Gründer einer der wichtigsten Sammlungen von Pflanzen- und Tierspuren aus vormenschlicher Zeit wurde er weltberühmt. Das, und dass nach ihm die berühmte Kieselholzsammlung „Sterzeleanum“ benannt wurde, hätte dem Wissenschaftler eh besser gefallen.