Thomas Gessner

(1954–2016)

Große Chemnitzer sind meist Menschen, mit denen eine oder mehrere ganz spezifische Leistungen verbunden sind. Anders ist es mit Thomas Geßner. An mehr als 900 wissenschaftlichen Publikationen und über 100 Patenten war er beteiligt. Aber eine ganz spezifische Erfindung ist ihm nicht zuzuordnen. Thomas Geßner war, wie man so sagt, Wissenschaftsmanager und Vernetzer. Durch seine Arbeit hat er Strukturen im Raum Chemnitz geschaffen, welche die Region an die Spitze katapultierten, nicht nur im nationalen, sondern im internationalen Maßstab. Geßner wurde 1954 in Karl-Marx-Stadt geboren. Nach Schule und Studium der Physik wandte er sich der Mikroelektronik zu. Aus dem Technikum Mikroelektronik der TH Karl-Marx-Stadt entwickelte er ab 1991 das Zentrum für Mikrotechnologien. 1995 gelang es ihm, den ersten DFG-Sonderforschungsbereich nach Sachsen zu holen. Seit dieser Zeit schuf Geßner Schlag auf Schlag neue Strukturen, welche die Chemnitzer Mikroelektronik-Forschung an die Weltspitze brachten und die Region veränderten. Das Fraunhofer-Institut für Elektronische Nanosysteme ENAS und der Smart Systems Campus der Technischen Universität gehören dazu. Heute kann man im Physikbau der TUC stehen und vom hellen und freundlichen Arbeitsraum der Studierenden nach rechts auf den beeindruckenden Smart Systems Campus schauen, wo gerade gegründete Start-Ups die Arbeitsplätze von Morgen erschaffen, und dann nach links, wo die renommierten Fraunhofer-Institute der TUC gut fundierte Spitzenforschung betreiben – beide nur Steinwürfe voneinander entfernt. Intelligente Vernetzung nennt man solche Strukturen, die Thomas Geßner durch seine Arbeit verwirklichte. Unermüdlich suchte er nach neuen Wegen und geeigneten Kooperationspartnern. Er gehörte zu den Gründern der Europäischen Plattform für Smart Systems Integration (EPoSS), leitete die internationale Smart Systems Integration Conference und Ausstellung seit ihrer Etablierung, errichtete den interdisziplinären Studiengang Mikrotechnik/Mechatronik, wofür er im Jahr 2000 mit dem Innovationspreis der Deutschen Gesellschaft für die Anwendung der Mikroelektronik geehrt wurde. Geßner war Mitglied in Gremien der Europäischen Union, des Wissenschaftsrates der Bundesrepublik Deutschland, der Sächsischen Akademie der Wissenschaften und der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften. Verbindungen baute er nach China und Japan auf. Mit der Ausstellungsreihe „Wissenschaft trifft Kunst“ verband er Technik mit der künstlerischen Gestaltung. Er zeigte damit, dass der Mensch auch die Kultur zu einem erfüllten Leben braucht. Thomas Geßner wurde in Ostdeutschland geboren und war erfolgreich vor der Wende wie auch nach dem Umbruch. Die Strukturen, die er nach der Wende aufbaute, werden Chemnitz noch lange nützen. Deshalb ist es gerecht, ihn einen Großen Chemnitzer zu nennen.