Marianne Brandt

(1893–1983)

Rauchen schadet der Gesundheit. Aber es gibt Aschenbecher, die schmücken jedes Heim. Weil sie so schön sind, so klar in der Gestaltung und so funktional, wenn man sie nutzen will. Ikonen der Formgestaltung des 20. Jahrhunderts, nicht umsonst im MOMA in New York ausgestellt, zusammen mit Teekännchen, einem Zucker-Milch-Service, Lampen. Entworfen und gestaltet hat sie Marianne Brandt, die als Marianne Liebe 1893 in Chemnitz zur Welt kam. Sie war noch Silberschmiedelehrling am Bauhaus in Weimar und Dessau, als sie Mitte der 20er-Jahre des 20. Jahrhunderts die „Standard-Typen“ ganz im Sinn des Bauhaus-Gründers Walter Gropius schuf. Die Gesellenprüfung durfte sie damals nicht machen: für Frauen verboten. Aber die Frau war so gut, dass die strengen Bauhaus-Herren sie sogar später die Metallwerkstatt leiten ließen. Eine Frau – Metall bearbeiten, nicht klöppeln oder häkeln! Oder malen, was sie bei Kandinsky und Klee gelernt hatte.

Überall in der Welt stehen und hängen dank Alessi und Tecnolumen Marianne Brandts Kunstwerke für den Alltag – und doch kennt kaum einer den Namen der Gestalterin. Zweimal musste sie in die innere Emigration, im Dritten Reich und in der DDR. Fast 30 Jahre lebte sie bis zu ihrem Tod kaum wahrgenommen in Chemnitz und der Nähe, ehe sie 1983 starb. Versteckt unter dem Mädchennamen Marianne Liebe das Grab auf dem Chemnitzer Nicolai-Friedhof. Bis die Schüler und Freunde Hans Brockhage und Karl Clauss Dietel Mitte der 90er Jahre die Erinnerung an die begnadete Gestalterin wieder weckten und die Marianne Brandt-Gesellschaft gegründet wurde.

In New York, in Berlin und in Dessau – überall werden die weltberühmten Aschenbecher ausgestellt. Nur Chemnitz hat – leider – kein einziges Original von Marianne Brandt, seiner großen Tochter.

Im September 2013 werden wieder die Preisträger des Internationalen Marianne-Brandt-Wettbewerbs gekürt. Näheres hier.

Metallische Impressionen heißt eine Ausstellung der Marianne-Brandt-Gesellschaft und des Industriemuseums, die am 17. September, 17 Uhr, im Industriemuseum Chemnitz eröffnet wird