Richard Hartmann

(1809–1878)

Ganze zwei Taler soll der (Werk-)Zeugschmiedgeselle in der Tasche gehabt haben, als er auf der Wanderschaft 1832 in Chemnitz hängen blieb. Er sprach alemannisch, die Sprache seiner elsässischen Heimat – dem erzgebirgischen Sächsisch fremder als fremd. Und bekam doch des Wirtes Töchterlein und das Bürgerrecht. Als er starb, hinterließ er seinen Söhnen das millionenschwere Industrieimperium und galt als Vorzeigesachse, als „sächsischer Lokomotivkönig“.

Richard Hartmann steht wie kein Zweiter für den Wandel vom Handwerk zur Industrie. Er hatte einen Riecher dafür, wie handwerkliche Tätigkeiten maschinell verbilligt und beschleunigt werden konnten. Und dafür, wie man an Geld kommt, und aus Produkten viel Geld macht. Die Idee für den Vorspinnkrempel, eine Maschine, die mehrere Arbeitsgänge beim Spinnen kostengünstig vereinigt, hat Hartmann für wenig Geld einem Erzgebirgs-Tüftler abgekauft und daraus seine erste Produktlinie geschaffen: Baumwollspinnmaschinen.

Der sächsischen Staatsregierung, die für viel Geld Lokomotiven und Gleise in England kaufen musste, luchste er 30.000 Taler ab – mit dem Versprechen, er könne es genauso gut. Hartmann hielt, was er versprach. 1848 baute er seine erste Lokomotive („Glückauf“), als es in Chemnitz noch keine Eisenbahn gab. 30 Rösser zogen den „Tieflader“, auf dem die Lok zum Bahnhof in Leipzig transportiert werden musste. Erst mit der Eisenbahnstrecke Riesa–Chemnitz (1852) wurde der Pferde-Transportweg kürzer. Einen eigenen Gleisanschluss bekam die Sächsische Maschinenfabrik AG, wie Hartmanns Werk schließlich hieß, erst 1908. Bis 1929 wurden bei Hartmann Lokomotiven gebaut – 4.612 insgesamt, auch wenn die letzte die Nr. 4.699 trug: Aktionäre wollen positive Geschichten …

Der ehemals kleine Schuhmachersohn errang hohes Ansehen in der Welt der Industrie. Und dank ihm Chemnitz den Ruf als die Industriemetropole in Deutschland. Den es Zug um Zug zurückerobert.