Georgius Agricola
(1494–1555)
Luther hat dem Volk aufs Maul geschaut und die Bibel ins Deutsche übersetzt, damit alle Welt sie verstehe. Zeitgenosse Georg Pawer hat sogar seinen Namen latinisiert, damit ihn die gelehrte Welt achte. Einem Schorsch Bauer aus Glauchau hätte niemand das erste wissenschaftliche Standardwerk des Bergbaus zugetraut. Als Georgius Agricola aber begründete er mit den zwölf Büchern „De re metallica“ die Montanwissenschaften. Der Wälzer, 1556 in Basel gedruckt, wurde sofort Fachbuch-Weltbestseller und schaffte mehr als 40 Auflagen. Der deutschen Übersetzung („Vom Bergwerck XII Bücher“, 1557) folgten viele in andere Sprachen, darunter 1640/43 ins Chinesische („Kunyu gezhi“) und noch 1912 ins Amerikanische durch Ex-Präsident Herbert Clark Hoover.
Agricola hatte das Buch in Chemnitz geschrieben, wo er seit 1531 als Stadtarzt seine Brötchen verdiente. Agricola gilt als Universalgelehrter der Renaissance. Der Mann war unwahrscheinlich gescheit, hatte zunächst Theologie und Philosophie studiert, sprach Latein, Griechisch und Hebräisch. War promovierter Mediziner, Apotheker, Mineraloge, Geologe, Metrologe (einer, der sich mit den unterschiedlichen Maßen, Gewichten und Münzen auskennt), Pädagoge, Diplomat - und Bürgermeister. In Chemnitz. Vier Mal, zuerst 1546. In St. Joachimsthal (heute Jáchymov) hatte er nach nur drei Jahren die Aufgabe als Arzt und Apotheker aufgegeben. Keine Zeit. Das Bergbauwesen interessierte ihn mehr.
Aber in Chemnitz konnte er Bücher über Bücher schreiben, obwohl Stadtarzt und Bürgermeister? Einfache Antwort: Joachimsthal hatte dank Berggeschrey 15.000 Einwohner, Chemnitz nur 4.500… Niemals wurde je wieder ein Chemnitzer Bürgermeister so berühmt. Aber ein standesgemäßes „solennes Begräbnis“ haben ihm die Bürger nach dem Tod verweigert. Sie waren zum deutschen Luther konvertiert. Der große katholische Chemnitzer Agricola liegt in Zeitz begraben.
Unvergessen, selbst in Arizona nicht. Das zeigt ein Bericht im "Arizone Daily Star" vom 20. September 2013
Die deutsche Erstausgabe von "De re metallica" wird im smac, dem Sächsischen Museum für Archäologie, ausgestellt. Sie gehört der Technischen Universität. Normalerweise liegt im Museum nur ein Faksimile. (September 2014)