Adolf Ferdinand Weinhold

(1841–1917)

Weinhold hat in Chemnitz die Thermoskanne erfunden (1881). Zumindest das Prinzip. Schon deswegen ist der gebürtige Zwickauer ein „Großer Chemnitzer“. Er konnte aber noch viel mehr als Thermoskanne.

Zunächst machte er Schluss mit der frontalunterrichtenden Kreidephysik. Hört sich banal an. War es aber nicht. Als Weinhold 1864 an die Königliche Gewerbschule (ja, ohne „e“), die heutige Technische Universität,  kam, führte er - als erster in Deutschland - den Experimental-Unterricht ein. Für ihn war tafel-kreideweiße Theorie nicht das Gelbe vom Ei.

Aber: Versuchsanordnungen und Geräte - woher nehmen, wenn nicht … selbst bauen? Das war es. Ganz Wissenschaftler notierte er penibel die Konstruktion seiner Apparate und schrieb viele Abhandlungen darüber. Sein Buch „Physikalische Demonstrationen für die Darstellung festen Quecksilbers durch Abkühlen“ (1881) hat wohl auch ein gewisser James Dewar gelesen, der ähnliche Behälter baute, sie aber innen noch verspiegelte (1893, also 12 Jahre später) - fertig war die Thermoskanne.

Weinhold war sein handwerkliches Geschick zugutegekommen.  Gläser und Fiolen blies er selbst. Auch die doppelwandige Glasflasche zum Halten niedriger Temperaturen! Egal ob niedrig oder hoch: Seine gläsernen Doppelwände hätten auch Blümchen-Kaffee warm gehalten.

Der Mann war ein denkwerkender Tausendsassa. Er hatte eigentlich Chemie studiert. Einer seiner Lehrer, der berühmte  Otto Linné, verführte ihn zur  Botanik. Den Dr. baute Weinhold in Leipzig an der philosophischen (!) Fakultät mit einer Arbeit  zur Messung hoher Temperaturen, die so gut war, dass ihm die mündliche Prüfung geschenkt wurde. Uni-Karriere? Zu theoretisch… Der Linné-Schüler nahm seinen ersten Job bei der Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt in Chemnitz an.

Und erwarb sich später die größten Verdienste auf einem ganz anderen Gebiet,  der Elektrotechnik. Das können wir uns heute fast nicht mehr vorstellen: Elektrisches Licht und Strom waren purer Luxus! Wie Strom erzeugt wird, wusste man längst. Aber den Strom über längere Strecken von A nach B zu bringen, puuuh... 1895 arbeiteten nur fünf Prozent der deutschen E-Werke auf Drehstrombasis, 1899 gerade mal jedes fünfte. Wenn wir heute wüssten, wie wir billig den Strom von Windrädern aus windigen Gegenden in windstille bringen könnten, wäre die Energiewende längst Alltag…

Die Chemnitzer Universität weiß, warum sie Weinhold mit einem eigenen Bau ehrt. Weinhold führte Elektrotechnik nicht nur als eigenständiges Unterrichtsfach an den inzwischen technischen Staatslehranstalten ein und gründete die Elektrotechnische Abteilung an der Uni-Vorläuferin, sondern er war auch Initiator der ersten städtischen E-Werke auf Drehstrombasis. Und das nicht nur in Chemnitz, sondern auch in Dresden und Leipzig. Die Chemnitzer Industrie hat schließlich mehr daraus gemacht…