Carl Gottlieb Haubold
(1783–1856)
Als C.G. Haubold 1783 in Auerswalde geboren wurde, befand sich Europa noch im barocken Zeitalter, in dem der Adel die Macht in Händen hielt. Schlösser wurden gebaut und Parks für fein gekleidete Herrschaften angelegt. In Frankreich spitzte sich die Lage allmählich zu, aber die Wirren der Revolution waren noch in weiter Ferne. Haubold sollte der Macher einer neuen Zeit werden, einer Zeit, in der nicht mehr der geldverbrauchende Adel, sondern der wohlstanderzeugende Maschinenbau den Ton angab. Die Industrialisierung stand vor der Tür. Aber das lag bei Haubolds Geburt noch in weiter Ferne. Haubold wuchs in einer Bauernfamilie ärmlich auf. Da nur einer den kleinen Hof erben konnte, musste er ausziehen und eine Lehre machen. Er war aufmerksam und fleißig, arbeitete in Harthau und Furth und schaffte es schließlich nach Lehrling und Geselle auch Meister der Zimmerei zu werden. Als solcher hätte er traditionellerweise Dachstühle oder Fachwerkhäuser gebaut. Aber Haubold hatte andere Idee. Er machte sich 1811 selbständig und reparierte und produzierte Spinnereimaschinen. Die Konstruktion dieser Maschinen bestand damals aus Holz. Deshalb war der Wechsel für einen Zimmermann nicht vollkommen fernliegend. Der Zeitpunkt war gut gewählt. 1806 hatte Napoleon die Kontinentalsperre verhängt. Der Kontinent war von englischen Maschinenlieferungen abgeschnitten, die Industrialisierung hatte gleichwohl eingesetzt, sodass das Geschäft des einheimischen Maschinenbaus zu laufen begann. Aber was für einen Maschinenbau? Es gab noch keinen. Geschützt vor der übermächtigen englischen Konkurrenz konnten sich einheimische Unternehmer entfalten und das Geschäft langsam erlernen. Haubold lernte schnell. Jetzt ging es Schlag auf Schlag. Wer damals in Industrialisierungstechniken investierte und ordentlich agierte, hatte schon 2 oder 3 Jahre später sein Geld wieder zurückerwirtschaftet. 1822 pachtete Haubold die Wöhlersche Spinnerei, 1826 konnte er sie schon kaufen. Haubold wandte sich immer weiteren Maschinentypen zu. Seine Fabrikation wurde über die Grenzen Sachsens hinaus bekannt. Männer, die später selbst berühmte Unternehmer wurden, gingen bei ihm in die Lehre und lernten, wie die Entwicklung und Produktion von Maschinen funktionierten. Der Bedarf an gut ausgebildeten Ingenieuren wurde immer deutlicher. 1836 kam es zur Gründung der Königlichen Gewerbeschule Chemnitz, dem Vorläufer der heutigen Technischen Universität. Zusammen mit C. A. Rabenstein von dieser Schule baute Haubold die zweite Lokomotive Sachsens.Als großes Verdienst Haubolds gilt es heute, dass er den Maschinenbau in Sachsen einführte und dazu beitrug, dass er groß und bedeutend wurde. Haubold tat den ersten Schritt, der anderen dazu verhalf, weitere zu gehen.In Chemnitz stößt man heute überall auf C.G. Haubold. Die Ermafa-Passage hat ihren Namen zwar vom VEB Erste Maschinenfabrik. Aber diese liegt auf dem Gelände der von Haubold gegründeten Kammgarnspinnerei. Und wer durch die Schönherrstraße fährt, der kommt an der Wöhlerschen Spinnerei vorbei, in der Haubold seine ersten Webstühle reparierte.