Jutta Müller
(1928–2023)
Das Licht der Welt erblickte Jutta Müller, geb. Lötzsch, in Chemnitz am13. Dezember 1928.
Aufwuchs sie bei den Eltern Emil Lötzsch und seiner Frau Marie in Chemnitz. Der Vater arbeitete als Lokführer.
Zu Kriegsende war Jutta 17 Jahre alt. Die Erlebnisse der Bombennächte, die Zerstörung ihrer Heimatstadt, die unfassbaren Verbrechen der Deutschen haben sicher ihren Entschluss, 1946 in den Vorläufer der späteren SED, einzutreten, nachhaltig beeinflusst.
In der ersten Ehe mit Wolfgang Seifert wurde Tochter Gabriele geboren. Die zweite mit dem Fußballer Bingfried Müller, ehemals Nationalspieler, blieb kinderlos.
Bereits dreijährig erhielt sie Ballettunterricht, widmete sich später Eiskunst- und Rollschullauf. Nach Kriegsende arbeitete sie als Lehrerin u.a. für Sport, wechselte bald in den aktiven Sport, errang als Eiskunstläuferin 1949 den DDR-Meistertitel im Paarlauf und 1953 die Vizemeisterschaft im Rollschuhlauf.
Als 1954 der spätere DDR-Sportchef Manfred Ewald aufrief: „Ihr alten Damen solltet aufhören, wir brauchen Euch als Trainerinnen“, folgte sie dem, studierte an der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) Leipzig und begann nach Studienende als Eiskunstlauftrainerin beim SC Wismut im damaligen Karl-Marx-Stadt. Der Stadt blieb sie treu! In den folgenden Jahrzehnten gelang es ihr hochtalentiert zu einer der erfolgreichsten Trainerinnen der Welt aufzusteigen. Die Erfolgsserie begann mit Tochter Gabriele, 1969 und 1970 Weltmeisterin im Eiskunstlauf. In folgenden Jahren trainierte sie Günter Zöller, Jan Hoffmann, Sonja Morgenstern, Marion Weber, Anett Pötzsch, Constanze Gensel, Katharina Witt, Simone Lang, Evelyn Großmann und Ronny Winkler.
„Diese schöne strenge Frau“ wie sie Katharina Witt nannte, eroberte mit ihren Schülerinnen und Schülern 57 internationale Medaillen und stand auch beim Comeback von Katharina Witt, die ihr eine Weltkarriere verdankt, zu den Olympischen Spielen 1994 in Lillehammer noch einmal an der Bande. Im Eiskunstlauf, den Jutta Müller vermittelte und unterrichtete, gab es keine Nachgiebigkeit, keine Nachlässigkeit. Kunst und auch Kufenkunst waren kein Himmelsgeschenk, sondern das Ergebnis von eiserner Disziplin und intensivsten Training. Auch das bezaubernde Lächeln der Katharina Witt, der Charme und die Grazie kamen nicht von selbst. „Das musste ich ihr beibringen“!
Dass ihr der Sport im vereinigten Deutschland keine Bühne mehr bot, nahm sie mit Würde hin. Dennoch, die Kränkung saß tief. 2004 wurde sie in die World Figure Skating Hall of Fame aufgenommen. Am Vortag ihres 80. Geburtstages im Jahre 2008 verlieh ihr die Stadt Chemnitz das Ehrenbürgerwürde. In der DDR wurden ihre Leistungen mit zahlreichen Auszeichnungen (1980 Vaterländischer Verdienstorden in Gold, 1988 Karl-Max-Orden) gewürdigt.
2022 übersiedelte sie nach Bernau bei Berlin und verstarb am 2. November 2023.
Seit März 2023 trägt ihre jahrzehntelange Wirkungsstätte, das Chemnitzer Eissportzentrum, ihren Namen.